Das Fenster zum Glück

Das Fenster zum Glück
 
 
So viele Möglichkeiten bietet ein Fenster, man vermag hineinschauen, hinausschauen, man kann es öffnen und dabei etwas hereinlassen auch etwas heraus wehen lassen, wenn man möchte, oder aber man kann ganz einfach mal den Kopf rausstrecken. Der Möglichkeiten also, gibt es viele. Ob Fenster, Türen oder unsere Seelen, öffnen wir sie.
 
Die Tür zum Glück geht nach außen auf – wer sie »einzurennen« versucht, der verschließt sie nur. Søren Kierkegaard
 
Aber was ist Glück eigentlich? Das Wort „Glück“ kommt von mittelniederdeutsch ‚gelucke’, bzw. mittelhochdeutsch ‚gelücke’. Es bedeutete „Art, wie etwas endet oder gut ausgeht“. Glück war demnach der günstige Ausgang eines Ereignisses. In der Schule haben wir gelernt, zwischen Abstraktum und Konkretum zu unterscheiden:  ein Abstraktum: pl. Abstrakta; lat.: ’das Fortgeschleppte’, ist in der Grammatik und Linguistik ein Substantiv, mit dem etwas Nichtgegenständliches bezeichnet wird, z. B. der Glaube, die Liebe, die Hoffnung. Als Gegenbegriff gilt das Konkretum, etwas Dingliches. So ist auch ‚Glück’ ein abstrakter Begriff, der keiner allgemeingültigen Definition zu Grunde liegt, Glück wird also ganz subjektiv erklärt, denn was für den einen Glück bedeutet, muss nicht zwangsläufig für den anderen ein ‚Glück’ sein. Doch natürlich hat sich auch die Wissenschaft aufgemacht, dem Glück beziehungsweise dem Glücksgefühl auf die Spur zu kommen, hier vor allen Dingen im neurowissenschaftlichen Bereich. Bedeutenden Einfluss auf Glücksempfindungen haben nachweislich Endorphine, Oxytocin sowie die Neurotransmitter Dopamin und Serotonin. Das Gehirn setzt diese Botenstoffe bei unterschiedlichen Aktivitäten frei. Auch soziokulturelle Einflüsse sind entscheidend für das Glückserleben des einzelnen. Soweit äußerst gekürzt die Fakten, doch dem Glück und seinem Empfinden kommen wir so nicht gänzlich auf die Spur.
 
Maßgeblich für unser Glücklichsein ist die Art und Weise, wie wir denken, wie wir uns und unsere Lebensbedingungen wahrnehmen, wie wir leben und was wir tun.
 
„Das Glück liegt in uns, nicht in den Dingen.“  François de La Rochefoucauld
 
 
Wenn das Glück, wie auch immer jeder das für sich definiert, in einem selbst ist, so wäre es doch ein Leichtes dies zu aktivieren und somit sich selbst glücklich zu machen. Doch leider ist es so einfach nicht, denn wir verbinden Glück oft mit Gegebenheiten von außen; ob es das gewonnene Spiel oder ein überraschendes Geschenk  ist, es ‚müssen’ sichtbare Beweise für erreichtes Glück herhalten. Mit uns selbst, unserem Sein und Handeln, verbinden wir ein Glücksgefühl seltener. Glück ‚müssen’ wir uns meistens ‚verdienen’ und deshalb stellt sich kein Glücksempfinden ein, wenn gute Situationen um unserer Selbst willen geschehen. Unser Streben nach Glück, ist ein oftmals so hohes Ziel, dass es von vornherein schwer zu erreichen ist und wir uns eher als glücklos empfinden. In dieser Glücklosigkeit, die uns innerlich auch noch schwächt, verharren wir oft und setzen uns einer gewissen Hilflosigkeit aus, die in einem solchen Fall hausgemacht ist. Doch fast jeder von uns kennt das alte Sprichwort: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Die Botschaft dieses Sprichwortes ist eindeutig, sie liegt in der Aktion. Kurz gefasst könnte das heißen, tust du was, hast du auch Glück. Es liegt also an uns selbst, nicht nur wie wir Glück für uns definieren, nein, auch wie wir dazu kommen. Denn wenn unser Streben nach Glück bereits ein aktiver Weg ist, kann bereits in diesem Erstrebten das Glück selbst zu finden sein, vielleicht sollten wir nur die Augen offen halten um es auch zu finden.
 
„Die meisten Menschen machen das Glück zur Bedingung. Aber das Glück findet sich nur ein, wenn man keine Bedingungen stellt.“  Arthur Rubinstein
 
Entscheidender finde ich, nicht nur dem großen Glück nachzujagen, sondern dem Glück vor unserem Fenster eine Chance zu geben. Lassen wir es reinschauen in Form von wärmenden Sonnenstrahlen oder schauen wir hinaus in eine sternenreiche, ruhige Nacht. Lassen wir fröhliches Kinderlachen durch das geöffnete Fenster in unseren Raum und es hallt in uns nach. Spüren wir wieder uns selbst und lassen wir uns bereichern von glücklichen Momenten, die jederzeit an unser Fenster klopfen können und dürfen. So bereichert und innerlich stark können wir den Weg zum großen Glück einschlagen, auch wenn uns das Schicksal mal zum Innehalten zwingt, so müssen wir das nicht als Unglück betrachten, denn wenn wir uns gut umschauen, begegnen uns wieder Momente des Glücks.
 
 
 
Ich denke, wir sollten es nur zulassen, denn das Glück ist längst schon da, nur erkannt muss es werden.
 
„Ja, so sind die meisten Menschen. Die Unglücksfälle schreiben sie sich ins Gedächtnis und memorisieren sie fleißig; aber das Glück, das viele Glück beachten sie nicht… arme, arme Welt.“  Paula Modersohn-Becker
 
Widerlegen wir doch einfach, durch unsere Einstellung und unser Handeln, diese großartige Malerin.
 
Foto: Thomas Max Müller · Fenster zum Glück  Quelle: pixelio.de
Bild1: Mädchen im Garten naben Glaskugel 1901/02 v. Paula Modersohn-Becker   Quelle: Wikipedia
Bild 2:  Selbstbildnis vor grünem Hintergrund mit blauer Iris v. Paula Modersohn-Becker   Quelle Wikipedia

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