Auguste Sprengel • Initiatorin der Mädchen- & Frauenbildung
„So ein bisschen Bildung ziert den ganzen Menschen.“ Heinrich Heine
Das Recht auf Bildung für Frauen war das lebenslange Anliegen von Auguste Sprengel und das zu einer Zeit, als Bildung nur bestimmten Schichten zugestanden wurde. Dazu gehörten Frauen nicht unbedingt, doch das hinderte Auguste Sprengel in keiner Weise, sich diesem Ziel beharrlich zu verschreiben und in weiten Teilen durchzusetzen. Wie wir weiter sehen werden, gibt es noch heute Elemente im Bildungsbereich, die auf sie zurückgehen, nur nehmen wir diese als völlig selbstverständlich hin und bedenken gar nicht, dass auch so geringe Ziele erkämpft werden mussten. Geboren wurde Auguste Sprengel am 9. August 1847 in Waren an der Müritz, sie war die Älteste von vier Kindern. Ihre Eltern Albert und Marie Sprengel kamen aus gutbürgerlichem Haus, ihr Vater war ein angesehener Rechtsanwalt in Rostock und später Amtsrichter in Waren. In diesem Elternhaus wurde Bildung groß geschrieben und das nicht nur für die männlichen Kinder. Dies ist schon erwähnenswert, da es Mitte des 19. Jahrhunderts wahrlich noch nicht allzu weit verbreitet war, auch den Töchtern eine berufliche Ausbildung zu gestatten, denn bis dahin galt die Bildung der Töchter fast ausschließlich für den häuslichen Bereich, den sie als spätere Ehefrauen zu führen hatten. Auguste Sprengel besuchte ab 1852 eine private Mädchenschule in Waren, ihrer Heimatstadt und beendete ihre Schullaufbahn an der Höheren Töchterschule in Rostock. Dem schloss sich eine Ausbildung als Erzieherin an, praktische Erfahrungen erhielt sie nach ihrer Ausbildung in verschiedenen Privathäusern in der Umgebung von Wien. Doch das war ihr nicht genug. 1970 ging sie nach Hannover und bereitete sich auf die staatliche Lehrerinnenprüfung vor, die sie sehr erfolgreich abschloss. Mit dem Lehrerinnenexamen ging sie zurück in ihre Heimatstadt und arbeitete als Lehrerin an der neu gegründeten Höheren Töchterschule, deren Leitung sie 1879 übernahm. Die Höhere Töchterschule in Waren war die erste Schule in Deutschland mit weiblicher Führung. Zwar nannte sich ihre Position ‚Schulvorsteherin’ und nicht ‚Rektorin’, doch das focht Auguste Sprengel nie an, denn ihre Ziele gingen weiter. Zuerst wollte sie eine korrekte Altersversorgung für Lehrerinnen von Privatschulen, doch mit diesem Anliegen scheiterte sie am Willen der damaligen Politik und Bürokratie, dies entfachte aber eher ihren Kampfgeist und so erreichte sie 1891 die Gründung eines Lehrerinnen-Feierabendhauses mit staatlicher Unterstützung und jahrzehntelanger, vertraglicher Zusicherung.
Nun machte sich Auguste Sprengel auf, ihr nächstes Ziel zu erreichen. Sie wollte gleiche Lehrpläne für Mädchen sowohl von Privatschulen wie auch an staatlichen Schulen, doch nicht nur das, sie plante eine Erhöhung des Niveaus für die weibliche Bildung. Auch hier gewann sie den Kampf gegen das patriarchalische System, denn 1882 konnten diese Ziele für Mecklenburg umgesetzt werden. Durch Auguste Sprengel wurde Mecklenburg zum Vorreiter der allgemeinen Mädchenbildung. Ein neues Schulhaus wurde auf Beschluss der Stadtvertreter in der Strandstraße gebaut und 1895 eingeweiht. Anlässlich der Eröffnungsfeier erhielt Auguste Sprengel die Große Goldene Medaille ‚Für besondere dem Lande geleistete Dienste’ des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin. Als sie dann aber mit der Forderung kam, auch Weiterbildungskurse für Frauen anbieten zu wollen, wurde sie nun doch in ihre Schranken verwiesen. Ihr wurde unmissverständlich klar gemacht, dass sie bereits mehr erreicht hätte als es dem Verständnis der entscheidenden Herren der damaligen Zeit recht war, und sie nun inne halten sollte. Auguste hatte verstanden, so verließ sie Waren und ging nach Berlin und das mit bereits 56 Jahren, doch weder Kampfkraft noch Energie zeigten irgendwelche Alterserscheinungen.
1904 gründete sie die erste deutsche Frauenschule in Berlin-Friedenau, die sie bis 1911 leitete. Ihre Initiative um das Mädchenschulwesen und der Heraufsetzung des Niveaus der Frauenbildung mündeten in der amtlichen ‚Neuordnung des höheren Mädchenschulwesens’ in Preußen, die auch Weiterbildungsmaßnahmen für Frauen vorsah. Zwar stand das zuerst nur auf dem Papier, doch es war das Fundament auf dem nachfolgende Generationen aufbauen konnten, die staatlichen Voraussetzungen waren gegeben. Noch im Ruhestand kämpfte Auguste Sprengel weiter für ein mindestens 10jähriges Schulsystem mit allgemeinbildenden Fächern für Mädchen und für Weiterbildungsmaßnahmen für Frauen, die nicht studieren wollten oder konnten. Äußerst beliebt und hoch geehrt verstarb Auguste Sprengel am 21. Oktober 1934 in Berlin, beigesetzt wurde sie auf dem alten Friedhof in Waren.
Bild 1: Auguste Sprengel – Quelle: boell-mv.de · Bild 2: damaliger Neubau der höheren Mädchenschule Waren – Quelle: google.com · Bild 3: Grabstein von Gertude Sprengel in Waren an der Müritz – Quelle: mueritz-bilder.de
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