‚Blondi‘ · Ein Roman von Michael Degen

‚Blondi‘ · Ein Roman von Michael Degen
 
Wieder einmal möchte ich ein Buch vorstellen, einen Roman, der recht kontrovers diskutiert wurde, doch trotz einiger Fragezeichen, die während des Lesens auftauchen könnten, empfinde ich es als empfehlenswert. Der Autor Michael (Max) Degen wurde am 31. Januar 1932 in Chemnitz geboren und ist ein deutsch-israelischerTheater- und Filmschauspieler sowie Schriftsteller; seine Kindheit war geprägt von dem Rassenwahn der Nationalsozialisten, die seinen „nicht-arischen“ Vater Jakob, einen Professor für Sprachen, im September 1939 in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppten und diesen dort brutal misshandelten; Sohn Michael war grade erst sieben Jahre alt. Der Vater kam zwar nach einem halben Jahr wieder frei, starb aber wenig später im April 1940 an den Folgen der brutalen Folter. Michael Degen und seine Mutter Anna konnten die Terrorherrschaft der braunen Machthaber nur überleben, weil sie von guten Freunden versteckt gehalten wurden, Degens älterem Bruder Adolf, genannt Arié, gelang 1940 die Flucht nach Palästina.
 
 
 
2002 veröffentlichte Michael Degen seinen ersten Roman, ‚Blondi’ über Hitlers Lieblingshund, der sich in Degens Roman als Reinkarnation einer jungen Jüdin entpuppt. Der Klappentext beschreibt den Inhalt wie folgt: „Wir leben ewig“, heißt der Beginn eines jüdischen Liedes. Gilt das auch für Blondi? Sie ist jung, klug, bildschön und mutig. Mit ihren ungewöhnlichen Talenten gelingt es ihr, die Liebe Adolf Hitlers zu gewinnen. Denn auch vom Aussehen her ist sie, die blonde Schäferhündin, ganz der Typ des Diktators. Nur selten weicht sie von seiner Seite, ist bei vielen wichtigen Lagebesprechungen dabei, genießt sein absolutes Vertrauen. Doch wer ist Blondi wirklich? Was niemand, auch ihr Onkel Adolf nicht, ahnt: Sie versteht die Menschen Wort für Wort, denn in all ihren bisherigen Daseinsformen hatte sie eine menschliche Gestalt – eine Gestalt, in der sie die vielen wechselvollen Stationen ihres Volkes durchlebte, bis sie zuletzt als Jüdin aus Osteuropa ums Leben kam.
 
 
Jetzt, ins Hundefell gezwängt, nimmt sie mit einem Tier- und einem Menschenauge wahr, was um sie herum passiert … Basierend und weiterführend des Gedankens von Hannah Arendt der ‚Banalität des Bösen’ hat M. Degen einen großartigen, zeitumspannenden Roman geschrieben, dessen Fabulierlust und Phantasie alle Grenzen sprengt und den Gefühlen des Lesers einiges abverlangt. Im Mittelpunkt dieses fulminanten Wirbels stehen Ereignisse des grausamsten Jahrhunderts der Menschheitsgeschichte. Sprachlich meisterlich, ohne Scheu vor Tabus, balanciert er auf einem schmalen Grat, der nie seine inhaltliche Tiefe, nie seine komödiantische Höhe verliert. Vielleicht kein Roman für ‚Jedermann’ ….
 
Stimmen zu diesem Roman:
 
«BLONDI, fulminant geschrieben und plastisch bin in die Dialoge hinein, steht in der Tradition tieftrauriger Travestien, wie sie etwa Edgar Hilsenrath oder Romain Gary geschrieben haben.« DIE WELT
 
„Die Idee ist kühn. Michael Degen, Autor der Bestseller-Biographie „Nicht alle waren Mörder“, macht in seinem ersten Roman einen Hund zur Hauptfigur. Und zwar nicht irgendeinen Hund, sondern Adolf Hitlers heiß geliebten Schäferhund Blondi. Diese Blondi stattet Degen nicht nur mit menschlichem erstand aus, er gibt ihr auch eine Vorgeschichte: In all ihren früheren Leben war Blondi nämlich eine Jüdin. Sie war Zeuge aller Gräuel, die ihrem Volk über Jahrhunderte angetan wurden, erlebte die Knechtschaft in Ägypten, lebte in Babylon und Cordoba und starb einen letzten grausamen Tod in der Gaskammer von Auschwitz. Jetzt liegt sie, in ein Hundefell gezwängt, zu Füßen des schlimmsten Täters der Menschheitsgeschichte und rechtet mit ihrem Gott. Ihre zentrale Frage: „Warum trifft es immer uns Juden?“ Michael Degen, das zeigt sich in diesem Buch, ist nicht nur ein profunder Kenner der jüdischen Religionsgeschichte, er ist auch ein brillanter Autor. Sein genialer Kunstgriff besteht darin, sich Hitlers tatsächlich verbürgte Affenliebe zu Blondi zunutze zu machen. Denn der Hund, das ist historisch belegt, war das einzige Lebewesen, das in Hitlers Schlafzimmer übernachten durfte. Was Blondi dort, bei den Lagebesprechungen, bei geheimen Gesprächen zwischen „Onkel Adolf“ und seinen Getreuen oder bei großen Abendessen erlebt, beschreibt Degen mit atemberaubender Phantasie und skurriler Komik. So beobachtet Blondi beispielsweise unter Tisch, dass die Füße der geladenen Gäste eine ganz andere Sprache sprechen, als die Speichellecker oben am Tisch. Irre komisch ist das, fulminant geschrieben und von unfassbarer Phantasie.Fazit: Ein anspruchsvoller Roman, der so phantasievoll wie kurzweilig ist.“ DIE ZEIT
 
Um Gerechtigkeit walten zu lassen, es gibt weitaus mehr negative Kritiken zu diesem Roman. Der Tenor dieser Kritiken liegt darin, dass die meisten der Meinung sind, dass so ‚unsensibel’ mit den Vorkommnissen dieser Zeit des Nationalsozialismus und der Shoa nicht umgegangen werden darf. Henryk M. Broder bezeichnet ihn, M. Degen, als ‚Schmock’.
 
Publikationen von Michael Degen:
 
Nicht alle waren Mörder – Eine Kindheit in Berlin, 1999 ISBN 3-548-84001-9
Blondi, 2004 ISBN 3-548-60409-9
Der Steuerhinterzieher, 2005 ISBN 3-550-08617-2
Mein heiliges Land, 2007 ISBN 3-87134-559-8
Familienbande (Roman über das Leben von Michael Mann), 2011 ISBN 3-871-34633-0
 
Foto 1 : Michael Degen  Quelle: Michael Degen im Oktober 2005 auf der Frankfurter Buchmesse   © dpa Bild ·Foto 2: Schäferhund ‚Blondi‘  Quelle: www.tiere-kleinanzeigen.com/export/2011070215…·Foto 3: Buchtitel ‚Blondi‘  Quelle: Google

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