Plaszów • Ein Konzentrationslager der ausufernden Brutalität

Plaszów • Ein Konzentrationslager der ausufernden Brutalität

 

… und der Hoffnung weniger auf Rettung …

Ursprünglich war Plaszów ein Zwangsarbeitslager, das den offiziellen Namen ‚Zwangsarbeitslager Plaszów des SS- und Polizeiführers im Distrikt Krakau’ trug. Das spätere Konzentrationslager Plaszow entstand aus der Verlegung der ‚arbeitsfähigen’ Häftlinge der jüdischen Ghettos Krakau aus Podgórze nach Płaszów im Südosten von Kraków, zu Deutsch Krakau. Der Bau des Arbeitslagers begann im Sommer 1940 auf einem Gelände, das Kalksteinbrüche und zwei alte jüdische Friedhöfe umfasste: den Neuen Friedhof an der Abraham-Straße und den Alten Friedhof an der Jerozolimska-Straße. Die alten Grabsteine der jüdischen Friedhöfe wurden benutzt um die Lagerstrasse zu befestigen. Eine zusätzliche innere Qual und Demütigung für jüdische Häftlinge über diese Grabsteine marschieren zu müssen. Nichtjüdische Polen waren dort die ersten Zwangsarbeiter. Wiederholt wurde das Lagergelände erweitert. Schließlich erreichte es 1944 mit 81 ha seine maximale Größe. 1941 wurden nach einer ersten Erweiterung auch die ersten jüdischen Gefangenen eingeliefert.


Als einziges der rund zwanzig Konzentrationsstammlager im damaligen deutschen Herrschaftsbereich ist das Konzentrationslager Krakau-Plaszów aus einem jüdischen Wohnbezirk, nämlich dem in der Nachkriegszeit Krakauer Ghetto genannten Bereich in Podgórze, hervorgegangen. Polen waren die ersten Gefangenen. 1941 wurden nach einer ersten Erweiterung die ersten Juden eingeliefert. Ein 4 km langer, elektrisch geladener, doppelter Stacheldrahtzaun umgab das Lager. Zwischen den beiden Zäunen war ein Wassergraben. 13 Wachtürme gab es, jeder mit MGs, Telefon und Suchscheinwerfern ausgerüstet. Ukrainer, die so genannten Trawniki,  bewachten das Arbeitslager, etwa 600 SS-Männer das spätere Konzentrationslager. Das Lagergelände war in mehrere Bereiche eingeteilt: Wohnbereich der Deutschen, Werkstatt- bzw. Fabrikbereich und Gefangenenlager. Zusätzlich wurden noch Männer von Frauen sowie Polen von Juden getrennt. Das Haupttor lag an der Jerozolimska Straße. Der Standort war denkbar ungeeignet für ein Lager, denn der Untergrund war steinig und hügelig, teilweise auch sumpfig. Trotzdem wurde es errichtet, weil man die hier vorhandenen Kalksteinbrüche ausbeuten wollte. Beim Bau und den Erweiterungen des Lagers starben viele Gefangene, unter ihnen die jüdische Architektin Diana Reiter, die vorher für das Krakauer Bauamt tätig gewesen ist. Sie wurde auf Befehl des Lagerkommandanten Amon Göth* von dem SS-Mann Hujar erschossen, weil eine unter ihrer Aufsicht errichtete Mauer zusammengebrochen war. Der Krakauer Besitzer der Bonarka-Ziegelei, Ingber, wurde vom Kommandanten Amon Göth persönlich erschossen, weil er angeblich Arbeiter nicht schnell genug zur Verfügung gestellt hatte.


Bei der Räumung des Krakauer Ghettos am 13.-14. März 1943 schickte die SS die meisten der Einwohner nach Bełżec und nach Auschwitz, wo sie am 16. März eintrafen, die meisten kamen sofort in die Vernichtungsmascherie der Lager. Etwa 2.000 Juden wurden in den Krakauer Straßen ermordet und auf dem Lagergelände in Plaszow in einem Massengrab verscharrt. Unter der Führung des am 11. Februar 1943 von Lublin nach Krakau versetzten SS-Untersturmführers Amon Göth mussten ca. 8.000 noch arbeitsfähige Juden nach Plaszow marschieren, zur Zwangsarbeit. Nachdem er in den drei Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka Erfahrung gesammelt hatte, übernahm der SS-Sturmführer  Amon Göth im Februar 1943 das Kommando über das neu errichtete Konzentrationslager Plaszow. Kaum ein Häftling überlebte länger als vier Wochen unter dem Terrorregime des gefürchteten Massenmörders.


Hier ist ein Beispiel von Hunderten, nach Aussage von Henryk Bloch:

„Es war ein schöner, warmer Juni- oder Julitag. Der Deutsche fand etwas Brot und andere Kleinigkeiten zum Essen. Er befahl uns zu warten, weil er es seinem Chef berichten müsse. Ordnungsgemäß sagte er es seinem Vorgesetzten, und Göth kam zu uns. Eine umfassende Suche begann, und wir mussten alles was wir hatten vor uns hinlegen. Wir taten das auch, warfen dabei aber möglichst viel weg, so dass er nur wenig finden konnte. Ukrainische Wachen umringten uns. Göth ließ Peitschen aus seinem Haus bringen, und das Schlagen begann. Er tat es selbst, wobei er Peitschen mit langen Lederriemen benutzte, unter anderem auch eine schwerere, die wie eine Rhinozeros-Peitsche aussah. Göth war unbewaffnet. Er trug ein Seidenhemd und eine Art Bluse über der Schulter, jedenfalls keinen Schulterriemen. Er versprach uns, die ganze Gruppe von 30 Leuten zu erschießen, wenn wir nicht die Herkunft des Geldes für das Essen verraten würden, wo wir das Essen gekauft hatten, und wie wir zur Bevölkerung außerhalb des Lagers Kontakt aufgenommen hatten. Wir wurden wahllos geschlagen, dann nahm er sich ein Gewehr von Kunde, entsicherte es und zielte auf uns aus einer Entfernung von 1 – 2 Schritten. Er ließ uns in drei Reihen zu je 10 Leuten aufstellen und begann zu schießen. Ich stand in der ersten Reihe. Der erste Schuss ging direkt durch meine Hand. Die Kugel verletzte auch einen Mann neben mir, und ging dann ins Genick eines dritten Mannes. Er wiederholte das ein zweites Mal, nun besser zielend. Jetzt wurde einer der 30 Leute getötet. Danach schlug er uns mit dem Gewehrkolben, weil er keine Munition mehr hatte. Er warf das Gewehr weg und befahl seinem Stellvertreter, uns zu schlagen.“ Am 14. Mai 1944 wurde ein so genannter ‚Gesundheitsappell’ durchgeführt, unter der Aufsicht von Göth und dem SS-Lagerarzt Blancke*. Das Ergebnis war die Deportation von ca. 1.400 als arbeitsunfähig eingestuften Gefangenen nach Auschwitz, wo sie am 24. Mai ankamen und sofort in Birkenau vergast wurden. Diese Aktion wurde von Göth befohlen um Platz zu schaffen für einen Transport von ungarischen Juden.“

Zu den morgendlichen Beschäftigungen des Lagerkommandanten gehörte es, mit einem Präzisionsgewehr auf arbeitende Häftlinge zu schießen. Besonderes Vergnügen bereitete es ihm, seine zwei Doggen auf Inhaftierte zu
hetzen und sie von den Hunden zerreißen zu lassen. Mindestens 500 Menschen hat er eigenhändig umgebracht. Als Kommandant von Plaszow erwarb er sich nicht nur den Beinamen „Schlächter von Plaszow“, er bereicherte sich auch durch Bestechung und Schwarzmarktgeschäfte. Er fiel bei den Nazis in Ungnade. Im Herbst 1944 wurde er schließlich verhaftet. Bevor es zum Gerichtsverfahren kam, war der Krieg zu Ende. Die Amerikaner, die Göth im SS-Sanatorium in Bad Tölz gefangen genommen hatten, lieferten ihn nach Polen aus. Nach einem Gerichtsverfahren vor dem höchsten polnischen Gericht, in dem er schuldig gesprochen wurde, für den Tod von Zehntausenden von Menschen die Verantwortung zu tragen, wurde er 1946 gehängt. „Der Tod ist ein Meister aus Wien“ ist die erste Biographie über den Österreicher Amon Göth, des KZ-Kommandanten von Plaszow. Bis ins Detail schildert der Autor die Bestialität des österreichischen SS-Mannes, die hier nicht weiter beschrieben werden soll.

Ab Januar 1944 war es ein Konzentrationslager nach Lesart des bestehenden Regimes, denn für die geschundenen Häftlinge und auch für unser heutiges Verständnis, war es von Beginn an ein Konzentrationslager, das auf Vernichtung durch Arbeit setzte.


Plaszów war eines der etwa 20 Konzentrationsstammlager und damit organisatorisch anderen Stammlagern wie Buchenwald, Sachsenhausen und vielen mehr gleichgestellt. Als Stammlager war es direkt dem SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt in Berlin unterstellt. Als Folge des Warschauer Aufstands kamen viele dort gefangen genommene Polen hinzu sowie in der ersten Jahreshälfte 1944 ca. 6.000–8.000 ungarische Juden, so dass im Sommer 1944 mit ca. 25.000 KZ-Häftlingen die Höchstzahl an im Lager internierten Menschen erreicht worden war. Im Konzentrationslager selbst wurden rund 8.000 Menschen ermordet. Zudem fanden Massendeportationen nach Auschwitz statt. Am 14. Mai 1944 wurden etwa 1.500 Lagerinsassen, vor allem Kinder, Alte und Kranke, zur Vernichtung nach Auschwitz abtransportiert.Aber nicht nur mit der Person des Amon Göth wird das Konzentrationslager Plaszow gedanklich verbunden, sondern auch mit der Person des Oskar Schindlers und der Rettung ‚seiner’ Juden, dessen Geschichte in dem Film von Steven Spielberg ‚Schindlers Liste’ eindrücklich dargestellt wurde und an Originalschauplätzen gedreht wurde.

Die letzten Gefangenen von Plaszow wurden am 14. Januar 1945, einen Tag vor der Befreiung Krakaus durch sowjetische Truppen, nach Auschwitz deportiert. Ab September 1944 wurde das Konzentrationslager aufgelöst, es verließen Gefangenentransporte das Lager in Richtung Auschwitz, Stutthof, Flossenbürg, Mauthausen und anderen Stätten des Grauens. Wie viele Opfer das Konzentrationslager Krakau-Plaszów insgesamt gefordert hat, ist nicht bekannt.

Die Gedenkstätte Plaszow, das Museum und das Arreal des ehemaligen Konzentrationslagers ist leider noch nicht auf dem Stand, der ihm gebührt.

Bild 1: Lagereingang KZ Plaszow – Quelle: holocaustresearchprogramm.org · Bild 2: Lagerstasse mit jüd. Grabsteinen – Quelle: ja-kretschmer.de · Bild 3: Häftlinge bei Zwangsarbeit – Quelle: spiegel.de · Bild 4: Amon Göth vor Gericht – Quelle: holocaustresearchprogramm.org · Bild 5: Frauen beim Steineziehen – Quelle: holocausresearchprogramm.org · Bild 6: Schindlers Liste – Quelle: emilieschindler.com · Bild 7: Gedenkstätte Plaszow – Quelle: fotocommunity.com

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