Robert Kempner

Robert Kempner

Robert Kempner • Engagement für die Menschenrechte

„Der Rechtsstaat hat nicht zu siegen, er hat auch nicht zu verlieren, sondern er hat zu existieren!“ Helmut Schmidt

Robert Kempner, am 17. Oktober 1899 in Freiburg geboren, wuchs als Sohn jüdischer Wissenschaftler in Berlin-Lichterfelde auf. Nach dem Studium in Freiburg war er in Berlin als Staatsanwalt tätig und wechselte 1928 ins Preußische Innenministerium, das in diesen Jahren ein Bollwerk gegen den aufkommenden Nationalsozialismus war. Kempner engagierte sich im Republikanischen Richterbund und bemühte sich, Adolf Hitler wegen Hochverrats vor Gericht zu stellen und die NSDAP verbieten zu lassen. Doch die Kräfte, die den Nationalsozialismus unterschützten, waren bereits so erstarkt, dass das Projekt scheiterte. Robert Kempner verfasste in dieser Zeit einige Denkschriften, wie: Justizdämmerung, Auftakt zum Dritten Reich oder Denkschrift gegen die NSDAP. So machte er sich bereits vor 1933 in national gesinnten Kreisen wenig beliebt, dass er dabei noch Jude war, ließ ihn ganz oben auf der ‚Feindesliste’ der Nationalsozialisten landen. So war es wenig verwunderlich, dass er aus dem Staatsdienst entlassen wurde, nachdem Hitler durch den Reichspräsidenten von Hindenburg zum Kanzler ernannt wurde. Als Begründung für die Entlassung wurde unter anderem seine „politischer Unzuverlässigkeit in Tateinheit mit fortgesetztem Judentum” hervorgehoben. Trotzdem arbeitete Robert Kempner als Jurist weiter, bis er 1935, kurz nach seiner Hochzeit mit Ruth Hahn, von der Gestapo verhaftet wurde. Diese Verhaftung wurde öffentlich so ruchbar, dass sich massiver internationaler Protest bildete, daraufhin wurde Robert Kempner aus der Gestapo-Haft entlassen, der größte Teil seines Vermögens wurde eingezogen und der Pass wurde ihm abgenommen. Kurz nach seiner Freilassung, flüchteten er und seine Frau nach Italien, von dort aus gelangte er in die USA. Robert Kempner fasste schnell Fuß in den USA, was nicht vielen deutschen Immigranten zuteil wurde. Bereits ab 1939, also nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, war Robert Kempner in den Vereinigten Staaten Regierungsberater der Regierung Franklin D. Roosevelt und ab 1943 Mitglied der United Nations War Crimes Commission. Diese Kommission beschäftigte sich bereits damals mit den Kriegsverbrechen der Deutschen in Osteuropa und auch mit den ersten Fakten des Holocaust´. Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs kam Robert Kempner nach Deutschland zurück, diesmal in seiner Eigenschaft als stellvertretender Hauptankläger der Vereinigten Staaten beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Wenn man heute auf diesen entscheidenden Prozess schaut, in Kenntnis der allermeisten Verbrechen der Shoah, dem Holocaust, die den Anklägern in solchem Umfang noch gar nicht zur Verfügung standen, dann wird einem erst bewusst, wie erbärmlich sich die Angeklagten verhielten, denn gerade sie waren es, die die Fakten der Ausmaße der Verbrechen weitaus besser wussten.

 


Angeklagt waren: A  Gemeinsamer Plan oder Verschwörung · B Verbrechen gegen den Frieden · C Kriegsverbrechen · D Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Robert Kempner war das Stellvertreter von Hauptankläger Robert H. Jackson (USA). Im so genannten Wilhelmstraßenprozess, einem der 12 Nachfolgeprozesse in Nürnberg, vertrat Robert Kempner selbst die Anklage.  In diesem Prozess ging es um die höheren Beamten und Diplomaten in der NS-Zeit, unter vielen anderen war auch Ernst von Weizsäcker in diesem Prozess angeklagt. Aber Robert Kempners Arbeit als Ankläger ging weiter, denn er machte auch selbst Recherchen, und er war es, der das ‚Wannsee-Protokoll’ mit dem Beschluss der ‚Endlösung der Judenfrage’ aufspürte. Von diesem Protokoll hatten die Ankläger der ersten Nürnberger Prozesse keine Kenntnis, doch in den Wilhelmstraßenprozess konnte er das Papier einbringen. Liest man Vernehmungen von Robert Kempner mit Beteiligten dieser Konferenz, so schaudert es einen, mit welcher Frechheit einige Männer, schlicht leugneten Anwesend gewesen zu sein. Doch der Jurist ließ sich nicht beirren, er blieb in Deutschland und ließ sich 1951 als Rechtsanwalt in Frankfurt nieder. In zahlreichen Prozessen kämpfte er weiter für die Bestrafung der Täter aus der NS-Zeit und für die Entschädigung der Opfer. Im sogenannten Eichmann-Prozess unterstützte er Anfang der 60er Jahre die israelischen Ankläger, um Beweismaterial gegen Adolf Eichmann zu sammeln.

 



Eichmann-Prozess unterstützte er Anfang der 60er Jahre die israelischen Ankläger, um Beweismaterial gegen Adolf Eichmann zu sammeln. 1984 wurde Robert Kempner für sein Lebenswerk – neben zahlreichen anderen Ehrungen – mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Die Universität Osnabrück würdigte ihn 1986 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde als „einen Mann, der sich stets kompromisslos gegen das Unrecht gestellt und die politische Kultur in der Bundesrepublik Deutschland aktiv mitgeprägt hat“. Robert Kempner blieb bis ins hohe Alter mit Publikationen und Büchern politisch aktiv und setzte sich für Demokratie und Menschenrechte ein. Ein Brief an den Vorstandssprecher der Deutschen Bank initiierte letztlich die Entschädigungszahlungen der deutschen Wirtschaft wegen der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Am 15. August 1993, im hohen Alter von 93 Jahren verstarb Robert Kempner in Königstein am Taunus, beigesetzt wurde er auf dem Friedhof in Berlin Lichterfelde.

Am 10. Todestag Robert Kempners wurde eine Straße in Berlin-Zehlendorf nach ihm benannt.

 

Bild 1: Robert Kempner – Quelle: gravestone.com · Bild 2: Buchtitel Robert Kempner – Quelle: buecher.de · Bild 3: Robert Kempner II – Quelle: am-spiegelgasse.de

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