Vom werten & bewerten von Werten …

Vom werten & bewerten von Werten …

 

Gern wird heute der Wert einer Sache taxiert und dieser dann etikettiert. Ob das nun Güter des täglichen Bedarfs sind, oder so genannte höherwertige Angebote, überall baumelt ein Etikett der Wertermittlung. Dies ist uns allen noch völlig geläufig, immer selbstverständlicher wird uns auch, dass auch Staaten, Städte oder Gegenden ihre ‚Preisschilder’ erhalten und so als ‚billig’ oder teuer erachtet werden. Nun sind das alles sachbezogene Güter, für die Normen und Kriterien aufgestellt werden können, doch immer häufiger werden Personen bewertet, jedenfalls vordergründig ihre Fertigkeiten. Da spricht die Wirtschaft von Billiglohnkräften, Niedriglöhnern, Geringverdienern, Normalverdienern, Spitzenverdienern oder ganz allgemein von Humankapital. So bekommt auch die Arbeitskraft eines Menschen einen Stempel aufgesetzt, ein Preisschild für jeden so zusagen. Nun könnte man einwenden, dass so jeder seinen Platz erhält und er oder sie auch um sein monatliches Budget weiß; stimmt, doch das Ganze ist nur dann stimmig, wenn sich der Arbeitnehmer mit der Besoldung im Einklang fühlt, ob das häufig so der Fall ist, nun das halt ich doch eher für fraglich. Denn mit dem klaren ‚Kauf’ der Arbeit des Menschen, bekommt der Arbeitgeber ja noch Ressourcen des Menschen so ganz ‚frei Haus’, die oftmals so gar nicht zur Arbeitsplatzbeschreibung gehören. Daher ist das mit der finanziellen Wertung einer Arbeitskraft gar nicht so einfach, denn wann immer etwas normiert ist, so kann es gar nicht völlig auf einen Menschen passen, denn wir sind nun einmal Individuen, Einmaligkeiten. Doch wie viel Ungerechtigkeiten in diesem Thema auch steckt, darauf will ich mich heute gar nicht einlassen, denn mir geht etwas ganz anderes im Kopf umher. Da wir den Prozess der ‚Normung’ und ‚Be-Wertung’ bereits von Kindesbeinen an kennen, manch einem fallen da bestimmt auch unrühmliche Lehrerzensuren ein, sind wir es häufig gewohnt, allem und fast jedem einen Wert aufzudrücken und merken oftmals so gar nicht, wie wenig gerecht wir damit für unser Umfeld werden. Wie schnell ist es dahin gesagt: “Das machst du nicht richtig.“, als ob wir selbst die Richtschnur des Ermessens wären. Wir beurteilen andere und stecken diese in Schachteln von ‚falsch’ und ‚richtig’ und das nur auf Grund unseres momentanen Wissens, manchmal auch nur aus einem Gefühl heraus. Oftmals gehen wir da wenig differenziert heran, da wir uns auch gar nicht völlig öffnen, in dem wir sagen: “Das was du gerade gesagt hast finde ich nicht richtig.“, was ja dann zu einem Gespräch führen würde, nein, mit einer ‚Aburteilung’ wie: „Das ist falsch.“ ‚töten’ wir auch jede Bereitschaft uns auf den anderen einzulassen, um mehr von ihm kennen zu lernen. Viele erdreisten sich über andere (Wert)-Urteile abzugeben und das auch noch im Brustton innerer Überzeugung. Zu diesem ‚Spiel’ gehören auch Verallgemeinerungen, bei denen dann Menschen in Gruppen gebündelt werden, ob sie da als einzelner hinein gehören oder nicht. Das heißt ja nicht, dass man nun gar nicht mehr verallgemeinern darf, doch sollte man sich doch immer bewusst sein, was man da gerade tut und warum man es gerade tut. Doch entscheidend wäre es doch, wenn wir von unseren selbst errichteten Säulen hinab stiegen, um jedem auf Augenhöhe zu begegnen. Das wäre nicht sehr schwer und man hätte dabei auch einen festen Stand auf dem Boden der Tatsachen.

Doch schauen wir einmal genauer hin, warum wir Menschen es für so ‚notwendig’ erachten, andere in ihrem Sein zu bewerten. Denn mit der Wertung anderer steigt unser eigener Wert, je nach der selbst gesteckten Skala unserer Einstellung. Ist uns also die Möglichkeit gegeben, andere abzuwerten, werten wir uns selbst damit auf. Unsere eigene Säule, auf die wir uns stellen, um uns über Andere zu erheben, kann also wachsen und gedeihen. Wenn wir uns dann auch noch anderen gegenüber mitteilen und diese uns dann auch noch in unserer Abwertung anderer bestätigen, nun dann können wir uns diese wie einen Orden an die Brust heften. Doch für wie klein müssen wir uns denn halten, um solche ‚Hilfsmittel’ der Eigenbestätigung zu benötigen? Denn in irgendeinem Winkel unseres Seins ist es uns doch bestimmt bewusst, dass eine solche Bestätigung auf sehr tönenden Füßen steht. Ist es denn nicht völlig in Ordnung uns zeitweise klein zufühlen? Dies auch zuzugeben, denn ganz bestimmt gibt es jemanden, der solche Gefühle kennt und einen versteht. Denn unser Leben besteht nun einmal nicht nur aus Zeiten in denen wir uns groß, stark und unwiderstehlich finden, es gibt auch Zeiten, in denen das Gegenteil geschieht. Doch ist es nicht spannend sich selbst auf die Schliche zu kommen, um genau das richtige Maß für sich selbst zu finden? Und in einem solchen Findungsprozess, da brauchen wir dann andere gar nicht zu werten, weder auf, noch ab. Denn wenn wir es uns selbst wert sind, ein wahrer Wert zu sein, dann können wir auch im anderen den Wert erkennen, den er darstellt. Und um bei dem Wortspiel zu bleiben, das hat doch auch so seinen Wert, oder?

Viele beklagen einen Werteverfall in unserer Gesellschaft, doch die Gesellschaft, nun das sind wir. Wir als Masse, aber wenn wir genauer hinschauen, dann heißt das ‚Wir’ jeder einzelne von uns. Doch wie können wir von uns allen, also der Gesellschaft mehr erwarten, als wir selbst zugeben bereit sind? Geben wir Wertungen ab, so sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass auch andere uns werten. Das heiß ja nicht, das nun jeder seine Sicht der Dinge, seine Richtschnur der Wertung aufgeben soll, nein, das wäre gar nicht wünschenswert; doch erwünscht wäre es doch eine Differenziertheit an den Tag zu legen, die uns selbst Spielräume des Erkennens und Wachsens ermöglicht. Für uns selbst und andere.

Kommen wir so weit, können wir den Wert unseres Seins dem gesellschaftlichen Wert hinzufügen und ihn dadurch mehr als bereichern.

Eine Wertbereicherung als solches wäre das auf jeden Fall wenn sie und sie mitmachen, ich versuche da meinen Teil zu geben …

Bild 1: Münzen -Quelle: putzliwitsch.de · Bild 2: Karikatur – Quelle: seminarhaus-schiede.de · Bild 3: Auf Augenhöhe – Quelle: st-antonius-gronau.de

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